Der Löwenzahn ist eine unscheinbare Pflanze und leider sehr ignorierte Pflanze. Allerlei Werkzeug und Mittel lassen sich finden um dem Löwenzahn den Gar auszumachen, dabei ist die Beste Methode das „Unkraut“ zu besiegen indem man es einfach in den Speiseplan miteinbezieht!
Inhaltsverzeichnis
Volksnamen
Apothekerkraut, Apostelkraut, Augenmilch, Augenwurz, Bärenzahnkraut, Dotterblume, Feldblume, Kuhblume, Pfaffenblume.
Wo kann man den Löwenzahn finden
Der Löwenzahn (Taraxacum sect. Ruderalia) zählt zu den weit verbreiteten Pflanzen in unserer Gegend und ist fast überall zu finden. Er wächst auf jedem Boden (Wiesen, Weiden, Parkanlagen, Gärten) meist in der Sonne oder im Halbschatten. In den Alpen finden man den Löwenzahn noch auf 2.500 Meter Höhe. Wenn du weitläufige Löwenzahn-Ansammlungen siehst, dann deutet dies auf einen überdüngten Boden hin.
Ist Löwenzahn giftig?
Viele glauben das Ammenmärchen, dass zumindest der Löwenzahnsaft giftig ist. Ich kann dir Entwarnung geben: Der Milchsaft aus dem Stängel ist nicht giftig! Dieser schmeckt nur bitter und hinterlässt auf der Haut und Kleidung unschöne Flecken!
Blüte- und Sammelzeit
Verwendet wird das gesamte Kraut (Blüten, Blätter, Röhren) inklusive der Wurzel.
Der Löwenzahn blüht im April und Mai – in dieser Zeit werden auch die Blüten gesammelt. Die Blätter kannst du ganzjährig sammeln, sie schmecken jedoch vor der Blüte am besten da sie im Frühjahr noch nicht allzu bitter sind.
Wurzeln sticht / gräbt man entweder im Frühjahr oder im Herbst.
Blätter könnt ihr im Schatten trockenen; die Wurzel wäscht ihr, schneidet sie anschließend klein und breitet sie entweder auf dem Heizkörper aus oder trocknet diese im Backrohr bei 50°C.
Löwenzahn erkennen / Steckbrief
Der gewöhnliche Löwenzahn ist eine der wenigen Pflanzen die man vom Kindesalter an zu erkennen lernt. Die Pflanze ist ein Korbblütler und wird zwischen 5 cm und 50 cm hoch.
Blüte
Der Löwenzahn besitzt ein breites Körbchen mit ausschließlich gelben Zungenblüten. Der kugelige Fruchtstand bildet dann die Pusteblume.
Blätter
Die Blätter wachsen am Boden länglich in einer Rosette und sind stark gezackt (ganzrandig).
Stängel
Sind hohl, ohne Blätter und haben einen weißen, bitter schmeckenden Milchsaft. Der Milchsaft verursacht braune Flecken auf der Haut.
Wurzeln
Der Löwenzahn wurzelt tief und hat Pfahlwurzeln die bis zu 30 cm in den Boden reichen können.
Verwechslungsgefahr
Verwechslungsgefahr besteht keine – man orientiert sich am besten an dem hohlen, unbehaarten und milchigen Stängel vor oder nach der Blüte.
Inhaltsstoffe
- Taraxacin
- Taraxanthin
- Laevulin
- Carotinoide
- Cholin
- Stärke
- Saponine
- Wachs
- Eiweiß
- Zucker
- Inulin
- Vitamine
- Kieselsäure
- Spurenelemente (Magnesium, Kalzium, Eisen)
Heilwirkung
Regt den Stoffwechsel an, hilft bei Rheuma, stärkt die Leber, fördert den Gallenfluss, regt die Nieren an.
Der Löwenzahn ist ein hilfreiches Gallemittel und hilft bei Gallenwegsentzündungen. Durch den hohen Kaliumgehalt der Pflanze wird die Harnausscheidung gefördert und wird z.B. in Frankreich auch „Pissenlit“ als „Bettpinkler“ genannt.
Verwendung
Frühjahrskur
Gerne wird der Löwenzahn im Frühjahr verwendet um den Körper wieder in Schwung zu bringen, Wunden schneller heilen zu lassen, für schnelleres Haarwachstum und um Gallensteine vorzubeugen. Laut Sieglinde Hirsch ist eine vierwöchige Löwenzahnkur ein Verjüngungsmittel für das Bindegewebe, die Leber und Nieren:
Dafür trinkt man täglich 2 Tassen Löwenzahntee*, Löwenzahntinktur* oder 2 Esslöffel frisch gepressten Saft* nach dem Essen. (Am einfachsten ist es, wenn du dir einen Slow Juicer* besorgst für Pflanzenfrischsaft, wenn du öfter vorhast Pflanzenfrischsaft herzustellen)
Ideales Mittel bei Frühjarsmüdigkeit und mit Geduld ganz einfach gemacht:
Ihr braucht Löwenzahnkraut (Blüten, Blätter & Wurzel) und 70%-75%igen Korn. Das Kraut locker in ein Gefäß füllen, mit Korn bedecken und 3-4 Wochen ziehen lassen und danach abseihen. Du kannst dann täglich (für max. 3 Wochen) bis zu 20 Tropfen dieser Tinktur einnehmen.
Falls du nicht so lange warten möchtest, kannst du die Tinktur auch online bestellen*.
Küche
Salat aus Löwenzahnblättern schmeckt köstlich und halten im Kühlschrank ein paar Tage! Dafür Löwenzahnblätter und einen Apfel klein schneiden. Den Salat wie gewohnt marinieren – der süß-säuerliche Apfel im Salat lässt die Blätter weniger bitter schmecken oder schwächt den bitteren Geschmack durch die Zugabe von anderen Kräutern wie Brennnessel, Taubnessel, Vogelmiere oder Giersch, ab. Zwischen März bis Juni schmecken die Blätter noch leicht bitter, je später es wird, desto höher wird deren Bitterstoffanteil.
Löwenzahnblätter können wie Spinat zubereitet werden und schmecken dem Spinat ähnlich. Österreicher kennen den „Röhrlsalat“. Dafür werden die Röhren / Stängel vom Löwenzahn klein geschnitten und mariniert.
Eine andere Salatvariante: Klein-geschnittene Löwenzahnblätter zum Kartoffelsalat dazugeben. Die Blätter passen gut zu Eierspeisen, Suppen oder zu Frischkäse.
Letzens haben ich Polenta mit Löwenzahnblättern gegessen und ich sage dir – ein Traum!
Die Knospen können in Essig eingelegt wie Kapern gegessen werden und sind ideales Gemüse für den Wintervorrat. Ihr könnt auch ein tolles Chutney aus den Knospen herstellen oder ihr bratet diese in Butter an.
Herrlich schmecken die Knospen auf Bruschettabrot mit Tomaten und Zwiebeln.
Frische Wurzeln kann man geraspelt roh oder gekocht essen. Wurzeln, die du im Frühjahr sammelst schmecken milder als die älteren, im Herbst gesammelten.
Kaffee
Löwenzahnwurzeln* im Frühling oder Herbst ausgraben, waschen und in Stücke schneiden. Danach trockenen und in der Pfanne oder im Backofen rösten (duftet herrlich nach Kaffee!). Gemahlen, könnt ihr die Wurzeln trinken als Kaffeeersatz.
In Kriegszeiten, als Nahrungs- und Genussmittel knapp waren, hat man häufig den Löwenzahnkaffee oder Muckefuck getrunken.
Meine Erfahrung: Ich finde, dass der Löwenzahnkaffee jetzt nicht sooo toll schmeckt, aber mir schmeckt auch der übliche, „normale“ Kaffee nicht. Am besten du probierst es selbst aus und machst dir vom Geschmack ein eigenes Bild.
Löwenzahnhonig / Löwenzahnsirup
Löwenzahnhonig aus den Blüten war eines der ersten Rezepte das ich als Kind im Kindergarten ausprobieren dürfte – meine Mutter schwärmt heute noch davon! Die Blüten eigenen sich auch um tollen Gelee herzustellen. Löwenzahnblüten sollten rasch verwendet werden und spätestens am nächsten Tag aufgebraucht werden.
Weiter unten findet ihr ein Rezept dazu
Tee*
Einen schönen gelben Tee könnt ihr aus den Blütenköpfen des Löwenzahns zaubern, Tee aus Blättern* ist perfekt für eine Frühjahrskur geeignet.
Likör
Den Likör aus Löwenzahnblüten kann man zur Verdauung nach dem Essen trinken. Dafür brauchst du 40 Blüten und ½ l 70%-75%igen Korn oder Obstschnaps. Die Blüten übergießt du mit dem Alkohol und lässt sie 2 Wochen stehen (immer wieder schütteln). Dann 250g Zucker in 500ml Wasser auflösen und zu Sirup einkochen. Danach mischst du beide Flüssigkeiten zusammen und lässt das Gemisch noch eine Zeit lang stehen.
Strohhalmersatz
Der tollste Hack meiner Meinung nach: Ihr verwendet die Stängel als Strohhalm! Da Löwenzahn ja nicht giftig ist (auch nicht die milchige Flüssigkeit drinnen – schmeckt nur etwas bitter) und der Stängel schön hohl ist, bietet sich das super an!
Und das Beste – der ist ganz einfach ökologisch abbaubar. Plastikstrohhalme adé!
Wissenswertes
Früher wurde Butter mit den Blütenköpfen gelb gefärbt, heutzutage wird Beta-Carotin verwendet.
Tipp
Wenn ihr ältere Blätter sammelt, dann könnt ihr den bitteren Geschmack abschwächen indem ihr diese für 1-2 Stunden in leicht gesalzenes, lauwarmes Wasser einlegt oder mit Sahne bzw. Creme fraîche zubereitet.
Löwenzahnblüten (wie alle Blüten) nicht waschen damit deren Aroma erhalten bleibt. Am besten ihr legt die Blüten auf ein Unterlage und lässt diese dort einige Zeit liegen damit sich alle Krabbeltiere ein neues zuhause suchen können.
TCM
Laut der Traditionellen Chinesischen Medizin ist die thermische Wirkung des Löwenzahns kalt und wird dem Magen und der Leber zugeordnet. Angewendet wird der Löwenzahn ähnlich der europäischen Medizin, jedoch zusätzlich bei angeschwollenen Augen, Gelbsucht, Hepatitis, Blasen- und Prostataentzündungen und Altersdiabetes.
Rezepte
Hier eine kleine Sammlung von Rezepten rund um den tollen Löwenzahn:
Säuerlicher Löwenzahnsalat mit Äpfeln
Ein ganz einfaches Rezept:
Löwenzahnblätter sammeln (am besten die zarten, falls ihr Blätter nach dem Juni sammelt sind sie etwas bitterer. Hier die Info wie ihr den Blättern die Bitterheit etwas wegnehmen könnt). Apfel klein schneiden und wie gewohnt marinieren.
Ein super-gesunder und mal etwas anderer Salat!
Herzhaftes Löwenzahn-Bruschetta
Die Idee für ein Löwenzahnknospen-Bruschetta, habe ich aus dem Buch „Wildpflanzen – Köstliche Rezepte, essbare Dekorationen und Geschenkideen„*:
- Löwenzahnknospen (200g)
- 80 – 100g Salz
- 200g Tomaten
- 1 Zwiebel
- 6 EL Olivenöl
- 3 EL Balsamico-Essig
- Pfeffer
- Baguette
Die kleinen abstehenden Blättchen vom Löwenzahn entfernen, waschen, mit dem Salz mischen und einen Tag stehen lassen. Am nächsten Tag das Salz von den Knospen spülen, Tomaten klein schneiden (die Kerne und den Saft entfernen). Die Zwiebeln klein schneiden.
Alles mit dem Balsamico-Essig, Pfeffer und Öl mischen. Das Baguette in kleine Scheiben schneiden und diese kurz in den Backofen stellen damit sie knusprig werden. Die Mischung auf die Scheiben geben und mit Löwenzahnblüten garnieren.
Fazit:
Ich bin richtig begeistert vom Rezept. Einerseits ist es schnell und einfach gemacht, andererseits kommt es immer richtig gut bei den Gästen an!
Löwenzahnhonig / Löwenzahnsirup
Ich stelle euch hier ein tolles Rezept vom Sternekoch Meinrad Neunkirchner (auch Alchemist genannt, da er eine Vorliebe für rare eingelegte Pflanzen hat). Sein Buch heißt „So schmecken Wildpflanzen„*:
- 1kg Löwenzahnblüten (nur die Blütenköpfe – nicht waschen)
- Rund 2l Wasser
- 2 Bio Zitronen in Scheiben geschnitten und 1 Orange
- 500g Kristallzucker
Anleitung:
Die Löwenzahnblüten in einem großen Topf mit kaltem Wasser bedecken und dann kurz aufkochen. Den entstandenen Schaum abschöpfen. Zitronen- und Orangenscheiben dazugeben und langsam köcheln lassen bis nur mehr die Hälfte der Flüssigkeit im Topf ist. Abkühlen lassen, zudecken und über Nacht ziehen lassen.
Mittels Sieb am nächsten Tag die Flüssigkeit abseihen und abtropfen lassen. Die Blüten nicht ausdrücken.
Den Sud mit dem Zucker in den Topf geben und über mehrere Stunden langsam zu einem Sirup einkochen bis das eine honigartige Konsistenz entsteht.
Die Flüssigkeit mit einem feinen Sieb abseihen und noch einmal aufkochen. Heiß in Gläser abfüllen, die Gläser sofort verschließen und bei Zimmertemperatur abkühlen lassen.
Der Sirup kann ungeöffnet an einem dunklen, kühlen Ort sogar 2 Jahre lang gelagert werden. Nach dem Öffnen im Kühlschrank aufbewahren und rasch aufbrauchen.
Der leicht fruchtige Sirup kann für Vorspeisen, Desserts, Eis, Vinaigraittes, Sauchen für Fisch oder Geflügel und pur zu Käse verwendet werden.
Meine Erfahrung:
Also um 1kg Löwenzahnblüten (nicht Köpfe) zu sammeln, braucht man echt viel Zeit. Ich habe lange gesammelt und dann gerade mal 200g geschafft. Die Blütenköpfe muss man dann kappen und die einzelnen Blütenblätter herausziehen was auch sehr aufwendig war (nebenbei Serien schauen funktioniert da gut).
Ich habe das Rezept dann an die Menge der Blüten angepasst. Leider ist mir ein kleiner Faux-Pas passiert: Da ja das Einkochen einige Stunden dauert, hab ich dann irgendwann vergessen nach dem Sirup zu schauen und dann ist dieser karamelliesiert. Hat zwar gut geschmeckt, aber nach dem Abfüllen in Gläser, hab ich das Karamell nicht mehr rausbekommen.
Meine Mutter ist da viel vorsichtiger und ihr Sirup ist toll geworden! Also irgendwann trau ich mich dann wieder drüber!
Quellen:
- „Was blüht denn da?“, Spohn, Golte-Bechtle, Spohn*
- „Welche Wildkräuter und Beeren sind das?“, Eva-Maria Dreyer*
- „Welche Heilpflanze ist das?“, Eva-Maria Dreyer*
- „Essbare Wildkräuter und ihre giftigen Doppelgänger“, Eva Maria Dreyer*
- „Die Kräuter in meinem Garten“, Siegrid Hirsch & Felix Grünberger*
- „Wildpflanzen. Köstliche Rezepte, essbare Dekorationen und Geschenkideen“, Celia Nentwig*
- „So schmecken Wildpflanzen“, Meinrad Neunkirchner & Katharina Seiser*
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500g (ungesunden!) ZUCKER😱
für 1kg.löwenzahnblüten für honig –
das soll „gesund“ sein…??? 🤔
Liebe Lu!
Es steht im Beitrag nicht, dass es gesund ist – Löwenzahnhonig wird seit Jahrzehnten in verschiedenen Kulturen gemacht und schmeckt lecker.
Wenn es nach dem gesund sein geht, dürfte man keine Marmeladen, keinen Honig, kein Brot, keinen Weizen, keine Früchte (unsere gezüchtetn Früchte haben immens viel Fructose) zu sich nehmen – das ist alles ungesund, da es Zucker enthält. Eine ketogene Ernährung wäre für uns das gesündeste.
Du kannst gerne auf das Löwenzahnsalat Rezept zurückgreifen.
Ich investiere meine Zeit und mein Geld um Infos für für mich unbekannte Personen kostenlos bereitzustellen ohne einen Cent dafür zu erhalten – wenn du nichts nettes zu sagen hast, kannst du es bitte auch lassen. Es ist einfach als anonyme Person das Herzensprojekt anderer zu bekriteln.
Einen schönen Tag noch.